, Madeleine Gfeller-Liechti

Vom Wirtschaftswald zum Naturwald

Waldbegehung im Bo(o)wald vom 16. August 2025 organisiert von BirdLife Langenthal in Partnerschaft mit den Nachbarvereinen

Peter Biedermann begrüsste eine Schar von fast 40 interessierten Frauen und Männern, die sich vom drückend heissen Wetter nicht abhalten liessen, zu kommen.

Das Naturwaldreservat Bowald liegt auf Aargauerboden, gehört aber der Burgergemeinde Roggwil BE. Der Kanton Aargau und der bernische Oberaargau sind geografisch und geschichtlich eng verbunden, seit der Neuordnung der Grenzen durch Napoleon.

Das Reservat entstand nach dem schlimmen Wintersturm „Lothar“ im Dezember 1999, der Unmengen Waldbäume gefällt hatte. Der Bowald steht auf teilweise steilem Land; er war sehr schlecht aufzuräumen und der Holzpreis war nach dem Sturm in den Keller gefallen. Darum leitete der Altförster Markus Bürki, der uns heute durch das heutige Reservat führt, einen Prozess ein, durch den der Naturwald am 1.10.2002 entstand. Das Gebiet steht für mindestens 50 Jahre unter Schutz und darf nicht mehr bewirtschaftet werden.

Im Jahr 2002 war es ausserordentlich heiss und wurde dadurch zum Käferjahr. Damit ist eine grosse Ausbreitung des Buchdruckers oder des achtzähnigen Fichtenborkenkäfers gemeint, der die Fichte befällt. Es entstanden Käfernester mit über 50 Bäumen. Damit stand Markus Bürki damals vor dem Dilemma, ob nun doch nochmals geholzt werden sollte, obwohl dies seit kurzem untersagt war. Ein befreundeter Berufskollege wünschte ihm den Mut, die abgestorbenen Bäume stehen zu lassen und zu schauen, was passieren würde. Mit Erleichterung konnte im Folgejahr festgestellt werden, dass sich natürliche Resistenzen gebildet hatten und bloss zusätzlich vier neue Bäume in der Umgebung befallen waren.

Markus Bürki führt aus, dass er sich schon zu Beginn ein begleitendes Monitoring gewünscht hätte, das uns heute erzählen könnte, wie sich die Biodiversität im Lauf der Zeit entwickelt hat. Erst im Jahr 2017 nahm man eine Bestandsaufnahme der Pilze und Käfer vor. Heute hat der Wald einen hohen Anteil von stehendem und liegendem Totholz, das von Käfern, Spechten und kleinen Singvögeln genutzt wird. Eine besondere Rarität hat sich bemerkbar gemacht: die Mopsfledermaus, die hinter abgelösten Rinden haust.

Eine Besonderheit, von der Markus Bürki erzählt, ist die Verjüngung von Weisstannen unter den Fichten; umgekehrt gedeihen junge Fichten unter Weisstannen. Diese spezielle Besonderheit ist sogar für den Experten nicht zu erklären.

Obschon der Bowald heute als Naturreservat ausgeschieden ist, wird punktuell aufgeforstet, um den Wald auf die steigenden Temperaturen anzupassen. Es werden Hitze gewohnte Baumarten wie die Douglasie und die Eiche sowie später allenfalls auch die falsche Akazie gepflanzt.

Gestärkt durch die Terpene, welche der Wald ausscheidet und die Peter Wohlleben in seinem Buch „Wohllebens Waldführer“ beschreibt, treten wir den Heimweg an. Gemeinsam mit Altförster Markus Bürki teilen wir den Wunsch, dass dieser Naturwald dauerhaft unter Schutz gestellt wird, um sich allmählich zu einem wahren Urwald weiterzuentwickeln.