, Dan Geissbühler und Karin Liechti

Besuch im naturhistorischen Museum Bern

Ein Blick hinter die Kulissen der ornithologischen Sammlung mit Dr. Manuel Schweizer, Kurator

Viele von uns kennen die Dioramen im naturhistorischen Museum mit afrikanischen Säugetieren oder einheimischen Vögeln. Dass aber der Keller ein Vielfaches davon beherbergt, bleibt den meisten verborgen. Dr. Manuel Schweizer, Kurator für Ornithologie am Naturhistorischen Museum Bern, hat uns nicht nur einen Einblick ermöglicht, sondern auch noch vieles über die spannende Geschichte und teils unglaubliche Herkunft von verschiedensten Präparaten aufgezeigt. So gab uns das älteste Exemplar aus dem Jahr 1797 bereits ein Rätsel auf: Ist es eine Schmarotzerraubmöwe oder doch eine Falkenraubmöwe? Das über 200 Jahre alte Präparat entpuppte sich als «Fake news», denn wie der gewiefte Experte herausgefunden hat, wurden vermutlich der immaturen Schmarotzerraubmöwe seinerzeit die langen Schwanzfedern der Falkenraubmöwe angeklebt, um ein schönes Exemplar im Prachtkleid zu zeigen.

Wie in einem Archiv reihten sich die verstellbaren Gestelle aneinander. Darin tauchten Reihe für Reihe erstaunliche Exemplare aus aller Welt auf. Vom riesigen Albatros oder Bartgeier bis zum kleinen, wahrscheinlich ausgestorbenen Goldhähnchen-Tyrann.

Die grosse Sammlung kam seit Ende des 18. Jahrhundert durch eigene Sammlungstätigkeit, Ankäufen und Spenden von Vogelfreunden zustande. Im Laufe der Zeit haben sich die Ziele der Forschung geändert. Früher lag der Fokus auf dem Sammeln möglichst vieler Arten, während heutzutage ein stärkerer Schwerpunkt auf der Sammlung von Exemplaren einer Art liegt, um genetische Analysen und Rückschlüsse auf die Anpassung von Arten an Umweltveränderungen zu ermöglichen.

Die Präparate und Bälge von etwa 3000 Vogelarten haben den fast 30 Teilnehmern einmal mehr die unglaubliche Vielfalt vor Augen gehalten. Trotz den kühlen 15°C hätten die meisten wohl noch stundenlang schauen und zuhören können.

Im Bild von 1826 aus Interlaken: Für lange Zeit der letzte Bartgeier der Schweiz